Friday, April 11, 2008

ähm

schon lang nichts mehr gebloggt,
schon lang nichts so heftiges mehr erlebt.

16 Uhr 5, zugang von der notaufnahme,
alkoholisierter Patient von einer schlägerei
vom volksfest.
unten sagen sie mir gleich handschuhe an.
der stinkt und ist total assozial.

4,6 promille sagt das blutbild.
38 jahre der ausweis
und scheiße der patient.
geht absolut grad auf sein Bett zu.
Ich fahr ihn auf station in ein zimmer
für sich allein zum ausnüchtern.
(unzumutbar assozial...)
frag ihn ob er duschen möcht und bring
ihm einen kaffee.

dann fängt er zum weinen an und sagt,
daß ihn schon lange niemand mehr so
freundlich behandelt hat.
ich frag ihn, wie lange er das noch so
machen will und er fängt zum erzählen an.

heftige geschichte.
er sagt, er will das nicht mehr, er weiß
wie er riecht, wie er aussieht
(unverkennbar konnte man ihn mal als
hübschen kerl bezeichnen)
und daß er das so nicht mehr lange schafft.

auf einmal brennt es in mir und obwohl
ich dafür gekündigt werden kann geb ich
ihm die tel nummer vom guten land,
einer christl suchteinrichtung und schreib
ihm dazu, daß jesus ihn sieht.

irgendwie sagt etwas zu mir, ich soll meinen
mund halten, denn ich wüßte nicht mit wem
ich mich da einlaß.
etwas anderes schreit in mir, ich schütze dich
bitte schweige nicht.

so fang ich an ihm von gott zu erzählen,
und ich rufe den arzt, als er in den entzug kommt
und wir den alkis dann normalerweise einfach bier
geben, denn entzugslindernde medikamente
bekommen sie nur bei null alkoholspiegel im
blut.

er lehnt bier ab, will ichts mehr trinken
sondern den pfarrer sprechen.

der sagt ach der ist doch
eh zu besoffen und checkt nichts,
kommt aber.
der mann will dann eine bibel und soll dann
eigentlich ins bkh überwiesen werden wegen
seinem entzug.

doch da war er schon so oft und will auf keinen
fall hin oder er springt aus dem fenster.

scheiße. was tun, ich hab noch andere patienten,
mist, mist mist.
dann wieder sagt etwas, ich will, daß du für ihn
betest, ich will seine schmerzen nehmen.
oh mann, ärzte sind da, ne andere schwester,
wenn die des mitkriegen...

naja, ich bete mit ihm und er schläft ein.

mein dienst ist dann zu ende,
doch der kampf geht richtig los.
ich erlebe heftigste anfechtung und kämpfe.

wow, ich hab das noch nicht so oft erlebt,
wie der teufel dann grantig wird, wenn man
menschen ein licht aufzeigt.

keine ahnung, ob das konsequenzen in der
arbeit für mich hat.
ich bin voll erschöpft aber
schweigen, das kann ich nicht.
aber ich fürchte mich.

"ich will, daß nicht einer verloren gehe,
von denen, die mir der vater anvertraut hat"
heißt es in der bibel.

heut hab ich ein wenig von der sehnsucht
unseres himmlischen vaters nach den
verlorenen erlebt. wow.

2 comments:

Anonymous said...

heftige geschichte! der zustand des mannes erinnert mich ein bißchen ein jemand den ich kenn. conny

storch said...

tolle geschichte. gut gemacht. weiter so!